2019 war ich geschäftlich in Las Vegas und konnte noch 11 Tage dranhängen. Ich nutzte diese Tage um ein paar Orte von der Reise von 2002 nochmal zu besuchen und ein paar neue noch nicht besuchte Orte zu erkunden. Heraus kam ein kleiner Roadtrip der in Las Vegas startete und in Las Vegas endete.
Die Stationen für die Tour hatte ich mir bereits im voraus überlegt aber die Hotels jeweils ein, zwei Tage im voraus erst gebucht.
Kingman und die Route 66
Angefangen in Las Vegas fuhr ich Richtung Kingman, Arizona, im Gegensatz zu 2002 diesmal nicht über den Hoover Dam. Kingman war die erste Station und wie beim letzten Mal gehörte ein Burger bei Mr. D’s dazu. Der Diner existiert noch und die Burger sind immer noch empfehlenswert. In seinem 50s 60s Stil mit den schachbrettfarbenen Boden, den pinken Sitzen und den Chromeumrandungen an Tischen, der Theke etc. einfach ein Diner im ganz eigenen Stil.
Zu meinem Glück fand eine Parade in Kingman statt sodass verschiedene Vereine der Stadt daran teilnahmen. Da die Präsidentschaftswahlen 2020 anstanden waren auch diverse Trump-Supporter unter den Paradeteilnehmern – für mich als Europäer rief das zwar nur innerliches Kopfschütteln hervor aber so sind sie halt „die Ami’s“.
Weiter ging es auf dem alten Teil der Route 66 und vorbei am Hackberry General Store und Seligman. Der Hackberry General Store hat sich in fast 20 Jahren nicht verändert, in Seligman sind jedoch irgendwie mehr Souvenirshops und Restaurants…dafür ist es aber eben auch mehr touristisch. Schliesslich ging es weiter nach Williams, Arizona. Zwischendrin kommt man durch ein weites, einsames Tal. Die Weite, Ruhe und Einsamkeit ist so in Europa nur selten bis gar nicht zu finden. Faszinierend finde ich auch immer die Weite des Himmels über diesen Ebenen.
Grand Canyon
Dass sich der Grand Canyon nicht wirklich verändert bzw. die Veränderungen evtl. nicht so deutlich sichtbar sind war mir klar. Jedoch wollte ich ihn nochmal sehen und er lag sowieso auf dem Weg. Da das Wetter mitspielte entstanden auch ein paar schöne Bilder.
Der Anblick ist imposant und die Bilder, so gut/schlecht oder wie auch immer sie auch sein mögen, können die Ausmaße des Canyons nicht widerspiegeln. Wer noch nicht dort war und sagt dass es nur ein Tal oder ein paar Steine und Felsen sind, sollte definitiv eine Reise dorthin machen…
Monument Valley
Nach einem kompletten Tag am Grand Canyon ging es mit einsetzender Dunkelheit Richtung Monument Valley über eine Straße die nicht zur Tour 2002 gehörte. Die Fahrt durch die stockfinstere Nacht war nicht sehr angenehm da gefühlt jeder mit Fernlicht fuhr und entgegenkommende Fahrzeuge nicht abblendeten. Der Wechsel zwischen geblendet sein und fast nichts sehen war nicht sehr angenehm.
In Kayenta gab es erst am nächsten Tag ein freies Zimmer, sodass ich in Tuba City, Arizona eine Nacht verbrachte und am nächsten Morgen erst Mal Wäsche waschen konnte. Anschliessend, gegen Mittag, ging es weiter zum Monument Valley.
Tag 1
Den Nachmittag verbrachte ich am Aussichtspunkt bzw. dem Visitor Center des Monument Valley. Ich hatte genügend Zeit um Fotos zu machen und setzte mich auf die Terrasse mit einem wundervollen Ausblick und genoß ein Eis und schrieb ein paar Postkarten (ja diese altmodischen Papierdinger).
Gegen Abend, als die Sonne unterging versammelten sich die Besucher am Aussichtspunkt und nachdem die Sonne untergegangen war verschwanden die meisten auch wieder. Ich blieb noch einige Zeit um den wunderbaren Sternenhimmel einfangen zu können. Ich denke ein, zwei Bilder sind wirklich gelungen und nein die Sterne sind nicht künstlich hinzugefügt.
Tag 2
Tag zwei am Monument Valley war eher IM Monument Valley. Durch die Übernachtung in Kayenta war die Anfahrt schneller erledigt und die Fahrt konnte losgehen. Von der kompletten Fahrt gibt es auch ein 360° VR Video in der man die Fahrt komplett „mitfahren“ kann und insbesondere den Blickwinkel selbst bestimmen kann. Hier ist der Link dazu.
Die Fahrt im Tal ist nur jedem zu empfehlen und wer gerne Auto fährt hat zudem bei der Fahrt selbst auch seinen Spass. Ich hatte für die Tour einen Landrover Discovery und an der ein oder anderen Stelle konnte er auch seine Geländefähigkeiten unter Beweis stellen – ein SUV mit Allrad o.ä. sollte es schon sein, da man mit Fahrzeugen mit normalem Fahrwerk bzw. normaler Fahrwerkshöhe und ohne Allrad doch an manchen Stellen zu kämpfen hat. Übrigens das Stück Beton-Straße auf dem Foto ist das einzige befestige Stück…nicht das sich jemand davon täuschen lässt – mehr als diese befestigten 200m gibt’s nicht 🙂 Der Rest sind Sand und Schotter. Ein paar Oldtimer waren im Rahmen einer Rallye auch unterwegs, Respekt hierfür mit einem solchen Auto sich ins Monument Valley vorzuwagen.
Horseshoe Bend
Nach Monument Valley ging es weiter Richtung Page, Arizona. Wer meinen Bericht von 2002 gelesen hat, weiss das dort der Antelope Canyon, Lake Powell und die Rainbow Bridge warten. Was ich jedoch noch nicht gesehen hatte war Horseshoe Bend – also war dies das nächste Ziel. Page und die Umgebung hat sich doch merklich verändert und die Stadt ist grösser geworden. Hinter dem Staudamm liegen nun diverse neue Hotels (aber auch schön gelegen). Also eingecheckt und am nächsten Morgen nur ein wenig weiter die Straße runter zu Horseshoe Bend. Man parkt und muss dann einen kleinen Hügel hinauf. Von dort geht es nun etwas länger den Hügel auf der anderen Seite hinab bis man am eigentlichen Aussichtspunkt oberhalb der Flußschleife ankommt.
Auf dem Weg lernte ich einen Amerikaner kennen mit einer abenteuerlichen Konstruktion in der Hand. Eine ca. drei, vier Meter lange Malerverlängerung und an deren Ende ein kleiner Stativkopf für eine Fotokamera. Von dort aus eine Schnur (die von einer Hundeleine stammt) bis ans untere Ende. Es stellte sich heraus er montiert die Kamera auf die Verlängerung und über die Schnur kann er die Neigung der Kamera verändern. Die Konstruktion inkl. Kamera hängt er dann über den Abhang, die Klippe oder einfach nur in die Höhe und bekommt so eine andere Perspektive. Hier mal ein paar Bilder. Es war auf jeden Fall eine nette Unterhaltung und er zog anschließend in seinem Camper weiter zum Ballonfestival in Albuquerque, New Mexiko.
Hier aber nun die Bilder von Horseshoe Bend.
Bryce Canyon
Von Page ging es weiter nach Cannonville, Utah. Die Fahrt dorthin führte durch lange Ebenen und hinauf in die Hügel vorbei an Rinderweiden und Bauernhöfen mit Pferdekoppeln. Auf der Fahrt waren auch diverse Hinweisschilder zur Warnung vor Hirschen und Rehen am Straßenrand angebracht und das ein oder andere lag auch leider an der Straße – es gibt hier also durchaus einen regen Wildwechsel. Angekommen auf einer Art Hochebene war es nicht mehr weit bis zum Bryce Canyon und das weiter im Tal liegenden Städtchen Cannonville. Dort übernachtete ich und aß zu Abend in Tropic der Ortschaft vor Cannonville in einer umgebauten Scheune mit Live-Musik.
Im Tal wird unter anderem Landwirtschaft betrieben und am nächsten Morgen war ich schon früh auf den Beinen. In der Nacht war es bereits so kühl dass sich Rauhreif auf den Feldern gebildet hatte. Angekommen im Bryce Canyon führt eine Straße durch den kompletten National Park. An den verschiedenen Aussichtspunkten gibt das dann die entsprechenden Abfahrten bzw. Parkplätze. Einige Stops sind auch der Start für die ein oder andere Wanderung ins Tal. Gleiches ist auch möglich aus dem Tal heraus. Die sogenannten „Hoodoos“ sind die eigentliche Attraktion im Bryce Canyon und sind besonders bei Sonnenaufgang bzw. Untergang wunderschön beleuchtet. Das „Amphitheater“ genannte Tal ist übersät mit den Hoodoos und ein Wanderweg führt durch die Felsformationen ins Tal. Ein Aussichtspunkt bereitet aber auch einen wunderschönen Anblick während dem Sonnenaufgang und Sonnenuntergang.
Zion Nationalpark
Wie zurück auf die Hochebene und teilweise zurück zur Mt Carmel Junction kam ich an einer deutschen Bäckerei „Forscher“ vorbei. Diese war mir auf der Hinfahrt zum Bryce Canyon schon aufgefallen, jedoch war zu diesem Zeitpunkt schon recht spät. Nun, auf der Fahrt Richtung Zion Canyon kam ich am Vormittag vorbei und machte einen kurzen Zwischenstop. Die Bäckerei bietet deutsches Brot und diverse Süßstückchen an. Die Anzahl der Wohnmobile mit deutschen Urlaubern die sich mit Brot eindeckten war schon recht hoch.
Weiter ging es von Mt Carmel Junction auf der Utah State Route 9 (UT-9) die auch als Scenic Drive gekennzeichnet ist in Richtung Zion National Park. Über diese Route kommt man sozusagen „von oben“ in den Zion Nationalpark – vorbei an Weideflächen mit Bisons. Alle die hier vorbeikamen hielten an um das ein oder andere Foto mit und von den Bisons zu machen – Imposante Wesen.
Nun ging es in den Nationalpark über eine Strasse die sich zwischen den Felsen und Gesteinsformationen hindurchschlängelt. Der Asphalt ist an manchen Stellen nicht mehr schwarz sondern hat einen rötlichen Pastelton angenommen, wahrscheinlich vom Staub der umgebenden Felsen. An einer Stelle geht es schlussendlich durch einen langen Tunnel im Fels und weiter hinab ins Tal.
Am Ende des Parks bzw. am anderen Eingang angekommen ist das Visitor Center und diverse Parkplätze und Campingplätze. Hier starten auch die Touren bzw. die Busse. Der Canyon selbst ist nicht mit dem eigenen Auto befahrbar, aber ab dem Visitorcenter starten die Busse in den den Canyon. Zwischendrin gibt es diverse Haltestops zum Ein- und Aussteigen. Parallel verläuft aber auch ein Wanderweg der in den Canyon führt sodass man nicht unbedingt auf die Busse angewiesen ist. Diese sind auch teilweise recht voll, sodass man sich am Visitorcenter am Besten in die Schlange stellt um von dort aus zu starten. An den Haltestellen zwischendrin hat man oftmals Pech da die meisten bis weit in den Park zu den interessanten bzw. bekannten Stops fahren. Es ist auch möglich mit dem Fahrrad ins Tal zu fahren. Man sieht viele Amerikaner mit ihren Mountain Bikes und vor Ort gibt es auch Leihfahrräder.
Vom Visitor Center geht es über ein breites und viel bewachsenes Tal zum Eingang des eigentlichen Canyons, parallel zum Fluß und vorbei an den Campingplätzen.
Die zwei bekanntesten Routen bzw. Wanderungen sind „Angels Landing“ und „The Narrows“.
Angels Landing ist ein hoher Berg den man besteigen kann der sowohl Zeit, Fitness und auch Mut erfordert. Zeit und Fitness für den Aufstieg. Mut vor allem weil sobald man auf dem gut ausgebauten und sicheren Weg nach oben dort angekommen ist, es teilweise rechts und links steil hinab geht und der Pfad selbst nicht sehr breit ist und eigentlich nur noch durch eine Kette gesichert ist. Man sollte also schwindelfrei sein. 5 Stunden für Auf- und Abstieg bei hohen Temperaturen gepaart mit dem gefährlichen Stück wird nur für erfahrene Wanderer empfohlen. Oben angekommen wird man aber mit einem Blick 500m über dem Tal des Canyons belohnt.
The Narrows ist in verschiedenen Touren möglich. Wichtig hierbei ist sich entweder vorher über die nötige Ausrüstung zu informieren bzw. vor dem unteren Eingang des Parks in den diversen Läden die entsprechende Ausrüstung auszuleihen. Mit Ausrüstung sind Gummistiefel und Neopren bzw. Wathosen gemeint. Ein Teil der Tour führt je nach Jahreszeit durch mehr oder weniger hohes Wasser im Fluß und das kann zu bestimmten Zeit eisig kalt sein. Daher sollte man sich vorher über die Tour und die nötige Vorbereitung informieren. Die Touren selbst unterscheiden sich meist in der Länge der Strecke und somit Dauer. Der „Eingang“ zu The Narrows liegt ganz am Ende der Strasse die mit dem Shuttle Bus befahren wird.
„Big Bend“ ist eine Art Flussschleife und Teil des Tal an dem auch Angels Landing ist. Im August 2019 ist dort ein Erdrutsch gewesen der durch einen abgebrochen Felsen (wenn man das bei der Grösse noch so bezeichnen kann) verursacht wurde. Dadurch wurde ein Teil der Strasse für die Shuttle Busse gesperrt, dies war und ist nicht das letzte Mal das dies im Park vorgekommen ist. 2019 wurde es aber auch u.a. von einem Wanderer von Angels Landing gefilmt. Das Stück brach ca. 600 Meter über der Strasse ab – nur damit man eine Dimension von der Höhe bekommt.
Vom Tal bei Big Bend gab es 2019 auch ein kleines Jubiläum zu sehen. Der 1000te Kondor war ein paar Wochen vorher geschlüpft und war nun kurz davor seinen ersten Flug zu unternehmen. An der Shuttle Station waren einige Park Ranger mit Ferngläsern sodass man den Kondor beobachten konnte. Die ersten zwei Bilder zeigen den Kondor in der Wand sitzend bei 200mm Zoom. Das letzte die Wand in der er saß – wer findet ihn auf dem letzten Bild 🙂
Im ganzen National Park gibt es überall auch diverse Tiere zu sehen. Auf der Fahrt in den Park wartete ich in einem Stau und ein paar Steinböcke beobachteten das ganze Spektakel. Weiter im Park bemerkte ich eine Familie Rehe und setzte mich für ca. eine halbe Stunde in ihrer Nähe auf einen Stein um sie zu beobachten und fotografieren.
Valley of Fire
Am „unteren Ende“ des Zion Nationalpark ging es weiter über Springdale zurück Richtung Las Vegas. In Springdale kamen mit einige Trucks mit Off-Road Buggys entgegen, hier dürfte auch ein Off-Road Park in der Nähe sein. Aber für mich ging es nun weiter nach Las Vegas mit Fahrt durch das Valley of Fire. Dieses soll insbesondere bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sehr schön sein, daher hatte ich die Fahrt so geplant dass ich gegen späten Nachmittag durch das Valley of Fire kam. Eine kleine Gebühr für die Fahrt durch das kleine und abgelegene Valley, aber es hat sich gelohnt. Ich blieb bis es dunkel war und fuhr dann schlussendlich ins Nahe gelegene Las Vegas.
Das wars dann auch für den Mini-Roadtrip.