Ich möchte hier ein paar Erfahrungen aus meinen (bisher) zwei Auto-Touren ins Wallis (und die umliegenden Kantone Uri, Bern und Tessin) teilen. Abseits der Pässe gibt es natürlich auch weitere Dinge die man unternehmen kann. Dazu verweise ich mal, ganz uneigennützig natürlich, auf folgenden Post.
In 2016 und 2020 war ich, jeweils im September, im Schweizer Kanton Wallis. 2016 wollte ich eine Tour mit meinem BMW E92 machen. 2020 war eigentlich nicht geplant, aber durch die Covid-19 Pandemie wurde mein ursprünglich geplanter Road-Trip im Mai/Juni 2020 von Seattle nach San Francisco aufgrund der Einreisebeschränkungen der USA vorerst, gezwungenermaßen auf Eis gelegt.
Um aber dennoch einen Urlaub zu machen hatte ich mich dann für eine Tour mit dem Audi TT in die Schweiz entschieden. Unter anderem um die Pässe zu erfahren, die ich 2016 noch nicht gemacht hatte. Zudem kannte ich nun die Umgebung etwas und wusste was ich wo zu erwarten hatte.
Spoiler: Wegen der Pandemie die sich auch im Jahr 2021 fortsetzt und den wieder ansteigenden Zahlen in Frankreich, habe ich kurzfristig meinen Urlaub vorverlegt. Statt nach Frankreich an die Atlantik-Küste geht es nun wieder in die Schweiz. Diesmal mit dem BMW G21. Mit Sicherheit werde ich aber die Gelegenheit nutzen um auch ein paar schöne Bilder von diesem Auto zu machen.
Nun aber zur Liste der Pässe die im Wallis und den umliegenden Kantonen liegen. Ich habe meine Eindrücke und Erfahrungen versucht etwas zu beschreiben. Ich habe persönlich Spaß die Pässe mit dem Auto zu befahren und zwischendurch die sich immer wieder wechselnde Landschaft zu fotografieren. Jeder hat in dieser Hinsicht eigene Vorlieben, hier sind meine Eindrücke beschrieben.
Noch eines Vorweg, die Liste ergibt auch eine kleine Rundtour. Wer nur im Auto sitzt kann mit Sicherheit alle an einem Tag „abhandeln“. Ich kann jedoch nur empfehlen sich Zeit zu lassen und einen Pass auch „Rückwärts“ zu fahren. Andere Tageszeiten, wie die Sonne steht oder anderes Wetter lässt jeden Pass wieder in einem anderen Licht erscheinen.
LAND: Schweiz
REGION: Europa
JAHR: 2020
Wetter und Reisezeit
Und hier noch der letzte Hinweis. Gegen Ende September kann es bereits passieren dass auf manchen Pässen bereits Schnee fällt – man sollte also nicht zu spät im Jahr eine solche Tour planen, da manche Pässe komplett gesperrt werden bzw. ohne Winterreifen und Schneeketten kein vorankommen wäre. Hier ein Vergleich des gleichen Tals/Passes in der einen Woche in T-Shirt und kurzen Hosen und drei Tage später.
Furka- und Grimselpass
Furkapass und Grimselpass liegen sozusagen nebeneinander. Aus Obergoms im Rhonetal kommend fährt man hoch auf ein Plateau von dem eine Kreuzung dann den Fahrer entweder auf den Grimselpass oder den Furkapass leitet. Gletsch – die „Ortschaft“ auf dem Plateau besteht eigentlich nur aus einem Hotel/Gaststätte und einer Bahnstation.
Furkapass
Der Furkapass ist leicht zu fahren und bietet neben den Kurven auch ein paar längere Geraden. Kurz vor Erreichen der Passhöhe befindet sich der Zugang zum Rhonegletscher, der Ursprung der Rhone, die auch Namensgeber für das Rhonetal ist. Die Rhone fließt schlussendlich durch die Schweiz und Frankreich. Zudem findet sich hier das bekannte Foto-Motiv des „Bellevue“ Hotels. Der Rhonegletscher war mal wesentlich grösser (wie alle Gletscher) und schrumpft von Jahr zu Jahr. In der Vergangenheit gab es eine Höhle die in den Gletscher gegraben wurde, ob und wie lange diese jedoch noch vorhanden und begehbar ist, ist fraglich.
Von der Passhöhe hat man einen wunderbaren Blick auf den Grimselpass und von dort lassen sich auch wunderbare Sonnenuntergänge genießen. Dort überschreitet man auch die Kantonsgrenze hinüber nach Uri. Fährt man nun den Pass weiter und hinunter Richtung Realp und Hospental erfährt man eine andere Art der Vegetation. Die Umgebung hat für mich etwas vom Schottland mit den verschiedensten Grüntönen – da ich aber noch nie in Schottland war, eher das was man so aus Film und Fernsehen kennt bzw. wie ich es mir vorstelle. Manche Berge sehen im Sonnenlicht aus als ob schwarzer Teer von oben herab fließen würde.
Während die Passstraße auf den Pass hinauf sehr breit und angenehm zu fahren ist, ist die Abfahrt eher von einer schmalen Strasse mit einigen Engstellen geprägt. Anhalten ist hier nur auf expliziten Ausweichstellen zu empfehlen, da sonst schnell ein Bus oder LKW dazu führen kann dass man einen kleinen Stau herausfordert. Da dies nicht nur Touri-Straßen sind sondern von den Schweizern auch regulär genutzt werden, sollte man den Ärger nicht herausfordern.
Die Abfahrt nach Realp ist ebenfalls im James Bond Film „Goldfinger“ zu sehen und es gibt auch einen „James Bond“ Aussichtspunkt mit einer kleinen Bank. Das Foto von Sean Connery wie er am Aston Martin DB5 lehnt ist ziemlich bekannt.
Grimselpass
Biegt man auf der Kreuzung nach links ab, fährt man den Grimselpass hinauf. Dieser ist sehr gut ausgebaut aber auch nicht all zu lang. Auf der Passhöhe befindet sich der Totensee und von hieraus kann man auch im Zeitscheiben-Prinzip geregelten Einbahnverkehr zum Oberaarsee fahren. Die Fahrt zum Oberaarsee kostet eine geringe Maut, die vor Antritt an einem Automat zu entrichten ist. Auf der Einbahnstrasse fährt man dann in Kolonne zum Oberaarsee. Zwischendrin gibt es diverse Haltebuchten. Die Fahrt macht auf jeden Fall Spass da sich eine enge Strasse zwischen Felsen hindurchschlängelt. Am Ende wird man mit einem Blick auf den Staudamm und dem Oberaarsee belohnt. Am Staudamm befindet sich ein grosser Parkplatz, sodass man bis nach unten durch fahren kann. Dort angekommen kann man über den Staudamm laufen und dann seitlich auf einem kleinen Wanderweg Richtung Oberaargletscher. Auf der Rückfahrt wieder auf den Zeitslot achten in dem die Rückfahrt erlaubt ist.
Wieder zurück auf der Passhöhe des Grimselpass geht es bergab ins Kanton Bern. Hier ist der Blick auf Grimselsee, der sich noch sehr weit ins Tal zieht wunderbar und man fährt in Richtung Innertkirchen. Innertkirchen ist auch der Ausgangspunkt für den nächsten Pass.
Update 2021: Seit Sommer 2021 ist nun auch die Oberaarbahn in Betrieb, sodass man vom Grimselsee mit einer Gondel zum Oberaarstausee direkt fahren kann.
Sustenpass
Von Innertkirchen startet man die Fahrt zum Sustenpass. Die Fahrt führt anfänglich mit einer sich schlängelnden Straße durch ein paar Dörfer, soweit recht unspektakulär. Anschliessend beginnt der eigentliche Anstieg. Erst durch einen Tannenwald und sobald man an Höhe gewonnen hat bekommt man einen Ausblick auf die Berghänge und auch die Strasse durch die Tannen, die man gerade zurückgelegt hat.
An denen sich kleine Bäche die Hänge herunterschlängeln. Diese glitzern und funkeln im Sonnenschein. Auf etwas halber Höhe kommt man an eine 180° Kehre mit einer Käserei, hier kann man auch zum Steinsee abbiegen. Eine Privatstrasse führt dort mit einigen Zwischenstellen nach oben bis zum Fuße des Steingletschers. Auch ein idealer Halt für Wanderer und Kletterer. Der Abstecher lohnt sich auf jeden Fall (auch ohne Wandern), kostet aber ca. 5 CHF (Münzgeld bereit halten, keine Kartenzahlung/Wechselmöglichkeit).
Fährt man an der Käserei weiter bekommt man einen Ausblick auf den Steinsee von oben, so dass kurz vor erreichen der Passhöhe ein herrlicher Blick auf den See und die dahinter liegenden schneebedeckten Berge offenbart die auch am oberen Ende noch vom Steingletscher bedeckt sind.
Die Passhöhe führt schlussendlich durch einen Tunnel auf die andere Seite und man wechselt vom Kanton Bern wieder zurück nach Uri. Die Fahrt bergab führt über langgezogene und leicht kurvige Strassen vorbei an Wiesen mit sattem grün. Von Zeit zu Zeit lassen sich auch Kühe oder Ziegen auf den Weiden sehen.
Im Tal angekommen kann man von Wassen wieder Richtung Hospental abbiegen und sich anschliessend in Hospental dafür entscheiden entweder den Furkapass von der anderen Richtung zu befahren oder weiter zum Gotthardpass zu starten.
Gotthardpass / Tremola
Der Gotthardpass verbindet das Kanton Uri mit dem Kanton Tessin. Wenn man in Hospental startet fährt man durch eine kleine Ortschaft und startet dann bergauf Richtung Passhöhe. Die Fahrt ist nicht besonders spektakulär, jedoch lässt sich eine kleine Pause oberhalb von Hospental einrichten. Dort stehen ein paar Bänke und am Nachmittag wenn die Sonne scheint hat man einen schönen Ausblick. Dieser Stop befindet sich ein paar 100m weiter, nach der grossen Kurve sobald man Hospental verlassen hat. Auf der Karte mündet dort die „alte Gotthardstrasse“ aus Hospental auf die „neue“ Strasse.
Nach der kleinen Pause fährt man weiter bis zur Passhöhe. Von dort aus startet das eigentliche „Abenteuer“. Es gibt zwei Routen um ins Tal zu kommen, die neue Passstraße von der man einen guten Blick auf die „alte“ Passstraße als Ganzes hat, aber recht langweilig zu fahren ist – oder eben die „alte“ Passstraße die in grossen Teilen gepflastert ist und interessanter zu fahren ist.
Die Neue startet rechter Hand und die Alte startet nach den Häusern/Restaurants (man muss zwischen diesen durch fahren). Auch hier gibt es wieder genug Stellen um anzuhalten und mal ein paar Fotos zu machen oder den Blick zu genießen.
Auf dem Gotthardpass läuft alles etwas gemütlicher. Aufgrund des Kopfsteinpflasters lassen sich die Autofahrer Zeit und die Rennradfahrer kämpfen sich tapfer Meter um Meter aufwärts.
Auf dem Weg begegnen einem sehr grosse, massive Betonbauten, die irgendwie danach aussehen als ob ein Geheimbund einen Bunker gebaut hätte (fehlen eigentlich nur noch im Hollywood-Stil die Flaggen und Wachen rundherum). Dies sind die Luftschächte des genau darunter liegenden Gotthard-Tunnels – dem längsten Strassentunnel in den Alpen mit 16,9 km. Das Panorama Bild oberhalb von Hospental zeigt ebenfalls rechts einen schwarzen, runden Bau umringt von Tannen – dies ist ein weiterer Lüftungsschacht…nur etwas besser in das Ortsbild eingepasst.
Nach der Fahrt über den Gotthardpass kommt man ins Tal Richtung Airolo. Das Ende des Passes und die Zusammenführung von alter und neuer Passstraße gleicht einer kleinen Autobahnkreuzung. Von hier aus kann man nun entweder weiter Richtung Lago Maggiore aufbrechen oder aber über den Nufenenpass zurück ins Wallis und ins Rhonetal.
Nufenenpass
Den Nufenenpass der die Kantone Wallis und Tessin verbindet empfehle ich in den späten Nachmittagsstunden von der Tessiner Seite aus zu befahren. Wenn die Sonne Ihren Zenit überschritten hat und das Licht ein wenig schwächer wird, kommt die wunderschöne Landschaft auf der Tessiner Seite besonders gut zur Geltung. Nur sollte man nicht zu lange warten, sonst ist die Sonne hinter den Bergen verschwunden und alles liegt im Schatten. Das milde Klima das von Süden herauf strömt macht sich sowohl bei den Vegetation als auch in den etwas milderen Temperaturen auf den Südseite des Passes bemerkbar.
Sobald man über die Passhöhe gefahren ist und wieder zurück im Wallis ist, ist es ein recht einfacher und nicht so viel befahrener Pass. Ebenfalls mit einer schönen Landschaft und auch gut in den Morgenstunden wenn die Sonne aufgeht zu befahren.
Im Rhonetal angekommen sind wir wieder am Ausgangspunkt und können erneut zum Grimsel- bzw. Furkapass starten oder in Richtung Osten uns auf den Weg nach Fiesch zum grossen Aletschgletscher oder noch ein kleines Stück weiter nach Zermatt zum Matterhorn machen.
Hier nochmal alle Routen im Überblick direkt auf Google Maps.
Polizei, Kontrollen und Verkehr
Weil es früher oder später immer wieder zur Sprache kommt, meist aufgrund der höheren Strafen in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland, hier ein paar Worte dazu. Vorweg, ich bin bei drei Besuchen noch nie in einer Polizeikontrolle gewesen und habe auch kein „Ticket“ bekommen, daher sind die Beschreibungen hier nur aus meiner Wahrnehmung als „Aussenstehender“.
Generelle Geschwindigkeitsregelungen: Autobahn max: 120km/h, Ausserorts: 80km/h, Innerorts: 50km/h (wobei wie auch in Deutschland die Regelungen nach den lokalen Begebenheiten abweichen können)
Auf den Pässen gilt idR. 80km/h, je nach Pass ist das mehr als ausreichend oder es wäre auch mehr möglich – das ist jedoch unter der Annahme das man „freie Fahrt“ hat. Gerade in den Sommermonaten und besonders am Wochenende ist dies jedoch nur in Ausnahmefällen ratsam. Fahrradfahrer und Motorradfahrer nehmen gerade am Wochenende stark zu. Dazu kommen nicht einsehbare Kurven und in der Kombination kann ich nur zur Reduzierung der Geschwindigkeit und Vorsicht raten.
Gerade beim Überholen eines Fahrradfahrers bergauf muss man auf die Kurven achten und evtl. mit Motorradfahrern rechnen die mit sehr hoher Geschwindigkeit um die Kurve „geschossen“ kommen. Also lieber ein paar Meter in Schrittgeschwindigkeit hinter den Fahrradfahrern hinterher fahren und sicher gehen, als einen Unfall mit evtl. drei involvierten Parteien zu provozieren. In vielen Fällen kann man bei einigen Pässen die nächsten paar Kurven bereits einsehen und somit vorausschauend fahren – damit kommt der Spaß auch nicht zu kurz. Dies ist z.B. beim Furkapass (dem Teil im Kanton Uri Richtung Hospental) sehr nützlich da die Strasse an einigen Stellen nur einspurig ist bzw. auf weiten Teilen langgezogen aber leicht schlängelnd entlang führt.
Die Qualität der Straßen ist idR. sehr gut und auf vereinzelt auftretenden Baustellen werden diese auch in Schuß gehalten.
Die Präsenz der Polizei ist auf meinen drei Touren immer sehr gering gewesen. Auf den Pässen waren es meistens Kontrollen der Motorradfahrer auf den Parkplätzen. Geschwindigkeitskontrollen habe ich dort nie wahrgenommen – vielleicht hatte ich aber auch nur Glück. Zwischen den Ortschaften kann es jedoch durchaus passieren das ein Polizist versteckt (!) im Gras neben der Straße sitzt und mit einer Radarpistole die Geschwindigkeit misst – in der nächsten Ortschaft wartet dann eine Gruppe Polizisten.
Auf den Autobahnen habe ich bisher nur fest installierte Blitzer wahrgenommen, wobei diese meiner Ansicht nach in den letzten Jahren abgenommen haben – ich mag mich aber auch irren.
Generell habe ich auf der Autobahn die automatische Geschwindigkeitsregelung mit Bremsfunktion als nützlich empfunden. Innerorts und Ausserorts nutze ich persönlich den Limiter damit vermeidet man immerhin aus versehen etwas zu schnell zu sein (und hat mich vor dem angesprochenen, versteckten Polizisten im Gras „gerettet“ :-P)
Was noch…
Wandern ist natürlich ebenfalls möglich, an vielen Haltebuchten stehen auch Fahrzeuge von Wanderern, jedoch würde ich persönlich eher den Post-Bus empfehlen. Dieser fährt auf den meisten Pässen und hält auch an bestimmten Stellen, sodass man in dieser Hinsicht einfach flexibler ist und nicht wieder zum Auto/Ausgangspunkt zwingend zurück muss.
Viel Spass und gute Fahrt.