Hier soll es jetzt nicht um einen Kaufguide gehen, welches System und/oder welcher Hersteller der Richtige ist und auch nicht um die Technik. Es geht eher darum ein paar Informationen für Interessierte zusammenzufassen um den Einstieg in die Welt von DSLR- und DSLM Kameras zu erleichtern.
Nur soviel dazu, ich habe mit Canon mit EF(S) Mount angefangen und bin aktuell bei Sony mit E-Mount aus verschiedenen Gründen.
Aber ganz ohne geht’s halt leider auch nicht also kleine Info und Begriffsklärung vorweg: Jeder Hersteller (Canon, Nikon, Sony…) hat einen eigenen Anschluss (oft auch Bajonett oder engl. Mount genannt) für seine Objektive – das bezeichnet man als „System“ (Kombi aus Hersteller+Mount). Es gibt auch innerhalb eines Herstellers verschiedene Mounts und manche sind auch kompatibel, aber davon sollte man nicht ausgehen. Herstellerübergreifend sind diese Anschlüsse idR. ebenfalls nicht kompatibel aber es auch hier gibt es Ausnahmen und diesbzgl. dann Adapter um z.B. die „alten“ Canon-EF Objektive auf dem neueren Sony E-Mount zu nutzen – dies kommt jedoch immer mit Abstrichen. Das ist eher für diejenigen interessant die über einen Systemwechsel nachdenken und dazu gibt es auch haufenweise Infos im Internet.
„Objektiv“ sollte klar sein, der „Body“ ist die Kamera ohne Objektiv und ein „Kit“ ist idR. ein vom Hersteller angebotenes Set aus Body und Objektiv. Meist wird bei einem „Kit-Objektiv“ (so nennt man umgangssprachlich ein Objektiv das mit solchen Kits mitgeliefert wird) eine Einsteiger Variante mitgeliefert, gibt aber auch Ausnahmen.
Abschliessend werde ich eigentlich nur noch auf DSLM Systeme eingehen, da diese die neuere Technik sind und auch in der Zwischenzeit der neue Standard sind. Landläufig wird immer noch von eine „Spiegelreflex“ (DSLR) gesprochen, wenn es auch technisch gesehen nicht mehr der Fall ist. Soviel aber dazu SLR = analoge Spiegelreflexkamera, DSLR = digitale Spiegelreflexkamera, DSLM = digitale, spiegellose Systemkamera
Worauf ich jetzt nicht eingehe sind Begriffe wie Brennweite, Blende, APS-C, Fullframe etc. dazu gibt es ebenfalls massenhaft Infos im Internet.
Jetzt geht’s aber los
Wie fange ich an?
Zuerst sei gesagt: Alle haben Ihre Vor- und Nachteile, welche für einen selbst die entscheidenden Kriterien sind wird man spätestens über die Zeit herausfinden. Sollte man vorher noch nie eine DSLR (die klassische, digitale Spiegelreflex mit mechanischem Spiegel) oder die aktuelle Technik DSLM (kein mechanischer Spiegel, daher kompaktere Bauformen möglich) besessen haben, muss man so oder so an einem gewissen Punkt ins kalte Wasser springen. Nicht falsch verstehen, informieren und etwas einlesen in das Thema gehört dazu und hilft, aber je nachdem wie „Ernst“ man es meint kann es früher oder später auch sein das man das System wechselt. Entweder wird man mit manchen Begriffen, Funktionen, Eigenschaften gerade am Anfang nichts anfangen können oder kann die Relevanz für einen selbst (noch) nicht einschätzen.
Daher Tip #1: Einsteiger-Kit kaufen und nicht gleich Profi-Equipment. Damit macht man als Einsteiger keinen Fehler.
Wenn man nur das „Feeling“ und ein, zwei Funktionen von einer DSLM haben möchte wird das sehr wahrscheinlich auch später nicht weiter relevant sein und es ist so ziemlich egal für welches System man sich entscheidet und das Einsteiger-Kit reicht wahrscheinlich lange aus. Selbst diese Einsteiger-Kits lassen sich erweitern (andere Objektive, externer Blitz, Mikro…) sodass man „spielen“ und ausprobieren kann.
Alle die dann Spass daran gefunden haben und mehr wollen werden dann auch früher oder später mit den Funktionen und Limitationen des Systems Erfahrung sammeln. Das ist aber dann von Vorteil weil man ab diesem Punkt selbst beurteilen kann was das eine vom anderen System unterscheidet oder ob das System passt und es vielleicht „nur“ an bestimmten Komponenten liegt.
Ein kleines Beispiel:
Startet man mit einer Sony A6000 und dem Kit-Objektiv hat man idR. schon einen sehr vielseitig nutzbaren Body aber das Kit-Objektiv ist (aus meiner Sicht) wirklich nur für Einsteiger gedacht. Die A6000 hat zwar einen kleineren APS-C Sensor aber nutzt trotzdem den gleichen E-Mount wie die höherwertigen und teureren (Advanced/Profi) Bodys mit Fullframe Sensor. Der Vorteil ist nun man kann anstatt dem Einsteiger-Objektiv z.B. ein Objektiv das für die höherwertigeren Fullframe Bodys gedacht ist kaufen. Und wenn man dann irgendwann den Schritt zu einem Fullframe-Body wie z.B. einen der A7-Serie machen möchte kann man diese Objektive weiter nutzen. (Es gibt auch hier ein paar Sachen zu beachten, aber das würde jetzt zu weit führen)
Tip #2: Vielleicht gerade zum Start eher etwas mehr für den passenden Body ausgeben. Zum Beispiel bei Canon eher einen Body mit dreistelliger Modellnummer statt mit vierstelliger Modellnummer. Das Kit-Objektiv ist oftmals das Gleiche in den Einsteiger-Kits. Das ist dann auch schnell ersetzt bzw. reicht um Erfahrungen zu sammeln. In der Zwischenzeit kann man dann immer noch auf ein Höherwertigeres sparen und hat schlussendlich auch mehr und länger etwas von dem besseren Body.
Wo und wie kaufen?
Während man anfängt sich mit dem Thema DSLM zu beschäftigen kann man sich mal ein paar Kameras/Kits in den bekannten Preissuchmaschinen merken um auch entsprechende Angebote besser einschätzen zu können. Gerade bei den Einsteiger-Kits gibt es immer wieder irgendwo bei bekannten Elektronikketten etc. diverse Angebote – so weiss man ob es sich auch wirklich lohnt.
Zudem kann man sich bei Fachhändlern schlau machen und dann vielleicht auch dort kaufen um diese und deren Fachberatung zu unterstützen (denn ehrlich gesagt sind die Fachhändler in der Zwischenzeit eher rar). Zur Beratung bei den grossen Ketten sage ich jetzt nichts, es gibt mit Sicherheit auch gute Verkäufer mit Ahnung, aber das ohne entsprechendes Vorwissen zu beurteilen…also eher vorsichtig sein und nicht auf „das hab ich auch“ reinfallen. Aber genug dazu.
Cashback Aktionen
Die Hersteller bieten mindestens einmal pro Jahr (teils sogar mehrfach oder längerfristig) sogenannte Cashback Aktionen an. Die Fachhändler sind zwar manchmal etwas teurer bzw. preisstabiler aber kombinieren diese Cashback Aktionen auch ab und zu mit eigenen Aktionen. So ist der Preis dann u.U. doch wieder interessant. Bei den Cashback Aktionen muss man auch darauf achten ob Käufe bei MediaMarkt, Saturn oder Amazon überhaupt berechtigt sind für die jeweilige Aktion. In vielen Fällen sind diese Aktionen auf den spezialisierten Foto-Fachhandel begrenzt – es gibt aber auch Ausnahmen. Die Cashback Aktionen gibt es idR. saisonal (Winter-Cashback, Sommer-Cashback…). Die Websites von grösseren Foto-Fachhändler listen (z.B. 1, 2, 3 ) diese Aktionen idR. auch und weisen bei den Produkten auch direkt darauf hin. Bei MediaMarkt findet man auch mal einen kleinen Flyer rumliegen.
Tip #3: Prospekte und (Cashback) Aktionen beobachten.
Gebraucht kaufen
Gerade wenn man etwas Erfahrung mit der neuen DSLM gemacht hat und vielleicht ein neues/zusätzliches Objektiv möchte gibt es auch zwei Möglichkeiten die man in Betracht ziehen sollte. Die Eine ist wieder wie schon angesprochen über eine Cashback Aktion und die Zweite ist gerade bei den teureren, höherwertigen Objektiven eine wirkliche Alternative – und diese ist Gebraucht kaufen.
Objektive haben einen vergleichsweise langen Produktzyklus, sprich bis eine neue Version oder der Nachfolger rauskommt dauert es Jahre (ein Jahrzehnt ist auch keine Seltenheit). In der Zwischenzeit gab es bereits 3-4 neue Versionen von Bodys. Das bedeutet aber gleichzeitig auch das die Preise für gebrauchte Objektive ziemlich stabil sind. Dabei spielt natürlich die Verbreitung des Objektivs eine Rolle. Kit-Objektive sind recht günstig zu bekommen, das mittlere Preissegment (für die ambitionierten Fotobegeisterten) ist schon wesentlich stabiler und die Preise für gebrauchte Profi-Linsen schwanken nur wenig und sind dann eher von Zustand und Alter abhängig. Exotische Objektive für sehr spezielle Anwendungszwecke sind auch recht stabil im Preis.
Wenn man das nun weiss kann man sich auch auf dem Gebrauchtmarkt umschauen. In manchen Fällen kann es passieren das ein Objektiv aus dem mittleren Preissegment in Verbindung mit einer guten Cashback Aktion durchaus den Neukauf rechtfertigt, weil z.B. zwischen Gebraucht- und Neupreis dann nur noch 50€ Differenz liegen aber dafür hat man ein Neuteil, volle Garantie etc.
Um gebrauchtes Equipment (Bodys, Objektive, Stative…) zu kaufen würde ich immer ein entsprechendes Fachforum (z.B. dslr-forum.de) empfehlen. In diesem Foren findet man auch sonst hilfreiche Infos. Idr. muss man ein paar Monate registriert sein um den Markplatz „betreten“ zu dürfen aber dann ist man sozusagen unter sich und ich hatte bisher ausschliesslich gute Erfahrungen. Wenn der/die Verkäufer/in nicht um die Ecke wohnt gehört zwar etwas Vertrauen dazu aber oftmals haben diese auch eine gewisse Historie in dem Forum mit wem sie schon gehandelt haben etc. Ansonsten gibt es auch immer mal wieder eine Einladung doch auf einen Kaffee vorbeizukommen und es sich vor Ort anzuschauen, auszuprobieren und zu fachsimpeln. Ohne genau nachgezählt zu haben würde ich behaupten das ich 90% meiner Objektive gebraucht gekauft habe. Ganz wichtig in den Foren, die Regeln lesen und beachten.
Gebraucht Kauf, worauf achten
Worauf achte ich dabei? Wie lange ist der Verkäufer schon Mitglied in dem Forum. Hat er/sie Referenzen. Wie sieht das Objektiv aus, zur Not frage ich nach weiteren Bildern (z.B. vom Mount, da manche ziemliche Macken haben und man den Eindruck hat da wurde mit dem Hammer rumgekloppt). Ich persönlich lege Wert auf die Originalverpackung, da es auch meiner Ansicht nach den Wiederverkaufswert steigert. Ein essentieller Punkt für mich persönlich: Die Rechnung mit Seriennummer muss dabei sein. Warum? Um eine gewisse Sicherheit zu haben dass das Objektiv auch legal erworben wurde und nicht geklaut wurde. Auch ein Grund warum ich wert auf die Originalverpackung lege. Beides hat man idR. nicht im Fotorucksack der u.U. geklaut wurde. Ansonsten freundlich sein und wenn die „Chemie“ nicht stimmt auch einfach mal sein lassen. Meist wird PayPal mit Käuferschutz auch akzeptiert wenn man die Gebühren drauflegt (gibt Websites zum Berechnen und sind dann nur ein paar Euro mehr)
Bodys kaufe ich persönlich selten bis gar nicht gebraucht da mir da das Preis/Leistungsverhältnis für einen gebrauchten Artikel, der auch noch einen kürzeren Produktzyklus als z.B. Objektive hat, meist nicht stimmt.
Tip #4: In einem Forum registrieren und im dortigen Marktplatz stöbern. Hochwertige Objektive findet man dort oft günstiger oder wird sie auch wieder los, falls man doch nicht mit zurecht kommt oder zu wenig nutzt.
Welches Objektiv und von welchem Hersteller?
Beim Body gibt es die bekannten Hersteller und da gibt es auch an sich keine Alternativen. Bei Objektiven sieht es jedoch ganz anders aus. Ich werde jetzt nicht auf die einzelnen Hersteller eingehen sondern mehr ein grundlegendes Prinzip.
Hersteller Objektive
Sony, Canon, Nikon etc. haben idR. eigene Objektive. Diese sind meist in drei Kategorien einzuordnen. Einsteiger, ambitionierter Hobbyfotograf und Profi. Das spiegelt sich natürlich im Preis wider aber hat natürlich auch funktionale Unterschiede wie z.B. eine durchgehende/gleichbleibende Blende bei Zoom-Objektiven, niedrigere Blendenwerte (=besser), Staub- und Wasserresistenzen uvm. Manche Hersteller haben dabei auch Kooperationen mit bekannten Objektivherstellern z.B. Sony mit Zeiss.
Aus Erfahrung kann ich nur für Canon und Sony sprechen, aber die Objektive von diesen Herstellern können eigentlich ohne Bedenken gekauft werden. Bei Nikon ist es meinen Infos nach ähnlich. Canon hat im Profi Bereich die L-Linsen (die mit dem roten Ring) und Sony die GM-Linsen, diese werden auch im Profi-Bereich eingesetzt, es ist also nicht nur Marketing.
Grob kann man aber die drei Kategorien wie folgt erkennen.
Einsteiger Objektive
Die Einsteiger Objektive natürlich am Preis in Verbindung mit der meist variablen Blende bei Zooms (z.B F3.5-F5.6) oder der hohen (schlechteren) Blendenzahl (z.B. >F5.6). Es gibt auch Profi-Objektive mit variabler Blende, dies ist aber dann preislich nicht mehr als Einsteiger zu erkennen und ist dann meist Bauartbedingt. Zum Beispiel hat das Sony 200-600 (also so ein riesen Zoom das man bei den Sportfotografen im TV sieht) einfach bauartbedingt eine variable und hohe Blendenzahl (F5.6-F6.3) – sonst würde es wahrscheinlich noch grösser, schwerer, teurer und unhandlicher.
Die mittlere Kategorie
In der mittleren Kategorie, für den ambitionierten Hobbyfotografen ist der Preis schon etwas höher. Dafür bieten die Objektive aber meist eine bessere Verarbeitung (z.B. Metall statt Plastik), besseren Staub und Feuchtigkeitsschutz und z.B. eine gleichbleibende Blende bei Zooms (z.B. durchgängig F4). Die Varianz der Objektive ist hier auch meist grösser als bei den Einsteiger Linie. Beispielsweise gibt es mehr Festbrennweiten und die Qualität (Schärfe an den Rändern etc.) ist besser. Diese mittlere Kategorie ist dann idR. auch durchweg kompatibel mit den Fullframe Bodys während die Einsteiger Objektive meist auf APS-C Sensoren abziehlen.
Die Profi-Lines
Der Preis ist hier ziemlich eindeutig zu erkennen. Gleichzeitig sind hier aber auch die Exoten zu finden und die Blendenzahl ist eher gering (besser) F1.x, F2.x. Aber wie oben bereits beschrieben sind bauartbedingt hier auch höhere Blendenzahlen vertreten. Wenn man nicht gerade Astrophotographie als Hobby betreiben will, ist diese Kategorie aber für den Anfang eher uninteressant – was nicht heißt das mit gesammelter Erfahrung das Interesse nicht geweckt wird
Aber wie gesagt bei der ersten DSLM am Anfang, eher irrelevant.
Dritthersteller
Neben den Systemherstellern gibt es auch noch diverse Dritthersteller. Hier gibt es auch bestimmte Qualitätsunterschiede. Bei Sigma gibt es z.B. auch verschiedene Linien (Art, Sport, Contemporary). Zeiss ist dagegen durchweg in der höheren Qualität einzuordnen und Unterscheidet bei den „Linien“ eher nach APS-C („Touit“ für APS-C E-Mount) und Fullframe („Batis“ für Fullframe E-Mount).
Und dann gibt es noch diverse Hersteller wie Samyang, Walimex u.a. die teilweise auch das gleiche Objektiv nur mit anderen Namen verkaufen. Qualitätiv gibt es hier auch grössere Unterschiede, was aber nicht heisst das diese durchweg schlecht sind – man muss sich eben ausreichend informieren. Ich hatte z.B. ein Walimex Fisheye Objektiv und das hat schon ganz ok funktioniert und war eben preiswert. Man musste eben gewisse Abstriche machen für 1/10 des Preises. Das kann aber bei Objektiven die man vielleicht dreimal im Jahr für 5 Minuten braucht doch ok sein.
In der Regel findet man auch zu diesen Objektiven diverse Artikel und Vergleiche mit den teureren Alternativen, sodass man sich ein Eindruck verschaffen kann ob es ein Schnäppchen ist oder man die Abstriche in Kauf nehmen möchte. Hier ist natürlich auch der eigene Anspruch entscheidend.
Schlusswort
Es gibt eine schon ältere Videoreihe mit bekannten Profi-Fotografen und Videographer die mit billigen Kameras (z.B. Kinderkameras, die Barbie-Videokamera…) auf Foto- bzw. Videotour geschickt werden – teils sehr interessant und lustig was dabei rauskommt. Also am Ende kommt es nicht nur auf das Equipment an und wie teuer oder gut es ist sondern auch darauf wie man es einsetzt. Daher ist es wie gesagt nicht verkehrt mit einem Einsteiger-Kit anzufangen und lernt die Technik für sich bestmöglich einzusetzen.